Hier werden die Grundlagen vermittelt. Wenn es später mal bei den Moves nicht klappt, liegen die Gründe oft bei fehlender Technik aus diesem Bereich. Achte von nun an stets auf diese Grundsätze (und bald fliegen die Moves).

 

Eskimotieren

 Die Eskimorolle ist für Playboater das Aufstehen nach dem Hinfallen. Am besten übt man sie im Hallenbad.

Surfen

Das ist es! Dieses geniale Gefühl des Gleitens. Das Wasser schießt brachial unter dir durch, aber du scheinst darüber zu schweben. Muss man vor Ort üben.

Unterschneiden

Aus einem Kehrwasser in die Strömung fahren, das Heck versenken und wie eine Boje die nächsten zehn Meter kreiselnd dahin treiben. Technik im Hallenbad erlernbar.

Kerzen

Kerzen hat man es früher genannt. Heute wird es als "ein Ende" bezeichnet. Doch die Tricks, wie man es unter Wasser bringt, die führen viel weiter als bis zum ersten Ende (5,6,7,8,9,...,20,21,22). Technik im Hallenbad erlernbar.

Im zweiten Teil werden wir dann diese Basics verfeinern:

  • Von der normalen Eskimorolle zur schnellen Rolle in der Walze
  • Vom Frontsurf zum Backsurf
  • Vom "normalen" Walzenreiten zu 360° Drehung in der horizontalen.

Eskimotieren

Das Eskimotieren sollte einfach nebenbei laufen. Es ist für Playboater das Aufstehen nach dem Hinfallen.

 

Zur Technik:

Die Eskimorolle setzt sich aus Orientierung, Hüftknick und Paddelführung zusammen. Am leichtesten erlernt man sie mit der Hilfe einer zweiten Person, die unterstützend das Paddel führt, Hilfsmittel reicht und beobachtet. Genauere Erläuterungen zur Eskimorolle und wie man sie erlernt findet ihr im speziellen Workshop "Die Eskimorolle".

Surfen

 

 

 

"Erst wer surft versteht,
warum daraus ein Lifestyle
werden konnte."

1. Aufspringen auf eine Welle

Es gelten die goldenen Regeln der Seilfähre (siehe Workshop Wildwassertechnik):

 

Der Winkel zwischen Bootslängsachse und Strömungslinie muss der Strömungsstärke angepasst sein, sonst treibst du ab. Am Anfang lieber weniger Angriffsfläche bieten und stärker paddeln. Wer zweifelt oder überlegt hat die größten Chancen auf Versuch 5,6,7,8...

2. Catch the surf

Auf der Welle angelangt stellt man das Boot parallel zur Strömungslinie (Bootsspitze zeigt genau gegen die Strömungsrichtung).

Achte auf die Körperhaltung. Lehnst du dich nach hinten surft dein Boot nach vorne. Die Beste Haltung ist aufrecht. Versuche sie weitgehend zu halten.

Man unterteilt die Welle dabei in drei Bereiche:

  • TOP (der Wellenberg)
  • FACE (der Mittlere Teil)
  • BOTTOM (das Wellental)

 

Häufige Fehler:

  • Sofortiger Washout über den Wellenberg
    • Grund: zu weit von oben in die Welle getrieben. Der Schwung ist größer als die Hangabtriebskraft
    • Oder: Zu langsam in die Welle gepaddelt.
  • Das Boot zieht seitlich aus der Welle.
    • Grund: Zu viel Kante ins Wasser gegeben. Lass dein Boot platter auf dem Wasser liegen.
  • Einspitzeln im Wellental.
    • Grund: Dein Boot ist zu lang um gerade auf der Welle zu surfen oder du bist zu schwer für dein boot. Ist korrigierbar mit carven
    • Übung: Versuche die optimale Ausgangsposition für deine Seilfähre zu finden. Fahre absichtlich von weiter oben und weiter unten in die Welle. Vergleiche den Kraftaufwand.

3. Surf on

 

Hast du deine optimale Position auf der Welle gefunden so halte sie mit dem geringsten Kraftaufwand. Jede Bewegung verändert deine Körperhaltung und somit deine Bootsposition.

Hier kommt dir ein im Kajakbereich eher seltener Schlag zur Hilfe:

Der Steuerschlag wird weit hinten in Bootsnähe angesetzt.

Er gleicht ein wenig dem Konterschlag, wird aber wirklich nahe am Heck ausgeführt (man versucht damit das boot nur zu steuern und nicht zu bremsen!). Das Paddel liegt dabei fast parallel neben dem Boot

 

Übung:
Versuche deine Position auf der Welle ohne Vorwärtsschläge zu halten. Wende den Steuerschlag an. Achte darauf, das Paddel fast am Bootsende anzusetzen.

Carven

Carven ist ein Weg sein Boot dynamisch auf einer Welle zu bewegen und eine Möglichkeit Geschwindigkeit aufzubauen.

 

 

Zur Technik:

Man gibt absichtlich Druck auf die bachab liegende Kante und lehnt sich leicht nach vorne. Das Boot schießt sofort in die vorgegebene Richtung. Vor der Schulter der Welle wird der Richtungswechsel eingeleitet. Wichtig dabei ist, dass der Oberkörper vorne bleibt und sich in die Innenkurve legt (Vergleichsweise einem Motorradfahrer in einer Serpentine)

Der Moment der Wende bietet die Möglichkeit aus der Energie der Geschwindigkeit einen Move zu machen.

Übung: Versuche aus einem statischen Surf heraus dein Gewicht leicht auf eine Kante des Boots zu verlagern. Sobald sich das Boot bewegt nimm den Druck von der Kante und belaste sanft die andere Kante. Versuche so leicht nach links und rechts zu carven ohne dein Paddel zur Hilfe zu nehmen.

Übung: Belaste eine Kante stärker und halte den Druck, bis du eine scharfe Kehre einleiten möchtest. Wirf dafür deinen Körper leicht in die Innenkurve und setze einen starken Steuerschlag (er ist der Mittelpunkt deines Wendekreises).

Versuche die Geschwindigkeit so weit es geht zu erhöhen.

 

Unterschneiden

Zur Technik:

Um das Heck des Bootes unter Wasser zu bekommen wenden wir die Technik des Kantens (siehe Workshop Wildwasser) an. Allerdings wird das Boot entgegen der Gewohnheit so gekantet, dass die Strömung auf das Heck drückt. Unterstützend setzt man auf der aufgekanteten Seite einen Konterschlag tief im Wasser an. Der gekantete Winkel entscheidet darüber wie viel Wasserdruck auf dein Heck trifft (vergl. Seilfähre). Diesen Druck musst du halten können (mit Rücken- und Bauchmuskeln). Zu Beginn gönnt man sich also mit weniger Unterschneiden mehr Lernerfolge.

 

Übung:
Leite mit deinem Konterschlag eine Drehung ein (Boot nicht kanten). Achte darauf den Schlag tief im Wasser anzusetzen, damit du alle Kraft nutzen kannst.

Lege Dir Gewichte ins Heck oder lass Wasser hineinlaufen.

Nun wiederhole die Übung (wieder ohne zu kanten). Das Boot sollte hinten leicht unter Wasser sein. Konzentriere dich auf deinen Konterschlag, der so kräftig wie möglich gesetzt werden soll. Nun kante bei der Drehung ein klein wenig (schön gleichmäßig halten). Durch die Gewichte im Boot und die Angriffsfläche schraubt sich das Heck unter Wasser.

 

Häufige Fehler:

  • Es rührt sich nix
    • Grund: Zu wenig Kante gegeben oder zu spät.
  • Kentern
    • Grund: Zu viel Kante gegeben oder zu früh.
  • Das Boot steigt kurz, dann muss man aber mit dem anderen Paddelblatt stützen
    • Grund: der Konterschlag war nicht tief genug im Wasser
    • Übung: Du fährst mit Schwung aus einem Kehrwasser.

 

Achte darauf, dass du Die Verschneidungslinie in einem Winkel von ca. 90° überquerst. Genau in diesem Moment muss der Schlag gesetzt werden und druck auf die Kante kommen.

 

Übung: Gibt es Wellen neben dem Kehrwasser, so nimm nicht die Verschneidungslinie als Actionspot, sondern das Wellental! 90° zur Strömung im Wellental, kontern und Kante geben...

Kerzen - Double Pump

Der Doublepump:

Wie schon der Name sagt sieht es aus als pumpt man das Boot Stück für Stück nach oben. Es wird dafür seitlich auf die Kante gestellt (Gewicht über dem Boot, nicht auf dem Paddel). Das Paddel wird beim Pumpen parallel zum Boot gehalten.

Du beginnst mit einem Schlag von vorne. Gib dabei Druck auf den Sitzbereich, der im Wasser liegt. Beides zusammen lässt das Heck unter Wasser tauchen und die Spitze in die Luft steigen. Sobald die Spitze des Kajaks wieder Richtung Wasser fällt wird der entgegengesetzte Schlag, also von hinten durchgeführt. Verlagere dein Gewicht in die Kniegegend. Die Kraft des Schlages summiert sich mit dem Schwung des Bootes und die Spitze taucht ab.

 

Übung:

  1. Stell das Boot seitlich auf die Kante
  2. Steck dein Paddel tief ins Wasser. So kannst du sowohl daran ziehen als auch drücken.
  3. Benutze die Hüfte und Beine um das Boot aufzuschaukeln

Alternativ kann man das Boot am Beckenrand aufstellen.

Dabei legt man das Paddel weg und stützt sich mit den Händen am Beckenrand ab. Nun stellt man das Boot auf seine Spitze.

Gut, das erfordert ein paar Bauchmuskeln, aber die hat man ja sowieso immer nötig.  Also übt!

 

Häufige Fehler:

  • Kentern
    • Grund: Dein Gewicht liegt auf dem Paddel und nicht überm Boot.
  • Hinten geht es besser als vorne
    • Grund: über den Sitz baust du gut druck auf. Übers Knie zu wenig.
  • Einschrauben und Kentern
    • Grund: Dein Gewicht liegt zwischen Boot und Paddel. Behalten den Schwerpunkt immer über dem Boot!

Der Trick mit dem Blick

Nun hast du die Hälfte der Basics drauf. Kommen wir also zu einer Technik, die dir das Erlernen der anderen Moves erleichtern wird.

 

Es geht um das "Schauen". Was sich da so verblödet anhört heißt Praktisch übersetzt: Orientierung. Kontrolle und Körperrotation im richtigen Moment.

 

Wenn du weißt wo du im Spot gerade bist und wie die Spielstelle rechts und links aussieht machst du weniger Fehler und kannst viel besser Moves ansetzen.

 

Also was ist der Trick?

Such dir einen Punkt aus, den du im Blick behältst. Theoretisch kann er überall liegen. Auf der Brücke vor dir, im Himmel über dir oder auf einer hübschen Zuschauerin...

 

Praktischer Weise liegt er aber irgendwo in der Spielstelle. (eine kleine Vertiefung im Spot, eine kleine Welle davor, im Tiefsten Punkt...)

 

Du schaust beim Paddeln immer diesen Punkt an und orientierst dich an ihm.

Beginnt nun ein Move schaust du auf diesen Punkt bis das Boot sich soweit gedreht hat, dass du dich fast verrenken musst um ihn im Auge zu behalten.

 

Das ist der Moment, an dem dein Kopf sich schnellst möglich dreht um den Punkt über die andere Schulter wieder ins Visier zu bekommen.

 

Welche Vorteile bringt das?

  1. Du kantest automatisch richtig.
  2. Durch die schnelle Kopfdrehung dreht sich dein Torso schnell nach und du holst Schwung.
  3. Dir bleibt immer viel Zeit, dich visuell zu orientieren. Und wenn du Zeit hast, bleibt dir auch mehr davon um Fehler zu korrigieren. Das verschafft Kontrolle.

Du siehst also: wenn du lernen willst zu moven, dann lerne zu schauen.

 

Die schnelle Rolle

Wir kennen alle diese Situation: Ungewollt in eine Walze geraten, einmal Vollwaschgang bitte, hochgerollt und immer noch im Ort des Schreckens gesessen.

 

Genau das ist in diesem Fall unser Ziel:

  • Wir wollen nach einem Fehler und der darauf folgenden Eskimorolle immer noch im Spot sein.
  • Kein mühsames wieder hoch paddeln, kein erneutes Warten in der Kehrwasserschlange.
  1. Die Technik dazu ist nicht exakt festgelegt.
    Wichtig ist, die Eskimorolle so schnell wie möglich durchzuziehen.

    Sobald man bemerkt, dass man verkantet und gleich kentern wird, setzt man das Paddel schon in der richtigen Position an um durchzurollen.
  2. In den meisten Fällen liegt das Paddel von alleine in der richtigen Position zur "Rolle von hinten". Übe diese Technik und dir wird oft ein Washout erspart.
  3. In den übrigen Fällen liegt dein Paddel irgendwie und oft verquer.
    Du darfst nun aber nicht anfangen es schön nach Lehrbuch parallel zum Boot zu bringen. In der Zeit wärst du längst abgetrieben. Versuche auf ein Paddelblatt (so wie es gerade liegt) Druck zu bekommen und starte deinen Hüftknick. Du wirst sehen, die Walze hilft dir.

Noch nie war Eskimotieren so einfach.

 

180er - der halbe Spin

Nichts gegen Meilensurfen. Aber irgendwann sollte man sich schon mal eingestehen: es liegt doch am fehlenden Können und nicht an der Faszination stundenlanger "Geradeaussurfs", dass ich noch nie in den Backsurf kam.

 

Also wird ausprobiert, das Kehrwasser wieder hochgepaddelt, wieder ausprobiert...

 

Der Kahn will einfach keine halbe Drehung auf der Welle machen.

 

Nun kann es dafür zwei Gründe geben.

  1. Dein Boot hat keine Kanten im Unterschiff (und damit meine ich nicht die obligatorische Dachträgerbeule sondern wirkliche Surfshapes. Einen sog. Flachboden).
  2. Du verwendest die falsche Technik.

Sollte Punkt 1 zutreffen hilft nur der Blick auf den Gebrauchtbootmarkt und den alten Kahn ab in die Garage.

Ich gehe aber hier von Punkt 2 aus.

 

Zur Technik:

 

Wichtig ist, dass dein Boot während der Drehung immer flach auf dem Wasser sitzt.

 

Lass dein Boot einfach auf der Welle liegen. Vergiss deine alten Wildwasseraxiome von wegen: "Immer schön aufkanten und besser ein wenig mehr als zu wenig."

 

Diese Argumente haben beim Spielbootfahren nichts mehr zu suchen.

 

Dein Gewicht kannst du ebenfalls sehr effektiv einsetzten. Gerade hier geht es in die Feinheiten.

 

Entweder du lässt es genau in der Mitte und drehst das Boot um deine Körperachse, oder du versuchst es immer ein klein wenig zum Wellenberg entgegenzustrecken.

 

Wenn du das schaffst wird dein Boot bei der Drehung ins Wellental hinunter gedrückt (siehe Bilderserie)

Spin - eine 360° Drehung

Die Zahlen im Funsport-Slang kommen von der Gardzahleinteilung des Kreises. 360er bedeutet also sich in einer Walze oder Welle einmal vollständig im Kreis zu drehen ("360er" wesentlich kürzer).

 

Wird der 360er auf einer Welle mit viel grünem und wenig weißem Wasser ausgeführt ist er schwieriger und wird als Flatspin bezeichnet. Aber dazu später.

 

Zur Technik:
Um in einer Walze einen 360er zu machen suchst du dir eine abfließende Strömung im Spot. Bringe ein Ende deines Bootes in diese Strömung, dann geht alles fast wie von alleine.

 

Das Ende wird aus der Walze herausgezogen. Steht dein Boot nun ca. 90° zur Walze kantest du um (Blicke über die andere Schulter). Liegt dein Gewicht dabei immer über der Bootsmitte und hast du das richtige Timing ist die Hälfte des Wunders vollbracht. Die zweite Hälfte verläuft analog.

 

Übung:

Versuche in einer Walze den Ausgang zu erreichen (Workshop Wildwasser) und dort anzuhalten. Nun beginnt sich das Boot von alleine zu drehen. Beobachte dabei die andere Spitze des Bootes, die der Strömung immer näher kommt. Wenn du die Spitze fast nicht mehr im Blick behalten kannst drehe den Kopf und fokussier sie über die andere Schulter.

 

Dabei kantest du automatisch um und hast 180° geschafft. Nun kannst du deine Spitze im Blick behalten und die 360° ganz locker vollenden.

 

Du hast es geschafft!

Die "Freestyle-Basics" sind dein. Du hast jetzt sozusagen das Alphabet gelernt um dich an wilde Ausdrücke wie "Matrix", "Space Godzillas" und "Cleenwheels" heranzuwagen. Auf geht's zu den Standards !!

 

Verfasst 2005: Bastian Pöschl, Sebastian Fischer

Überarbeitet 2012: Thomas Hinkel

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